Mittwoch, 28. März 2007

Return of the Stofftaschentuch

Normalerweise kennt man diese Relikte aus lang vergangen Zeiten ja nur von diversen Zwangsbesuchen auf Familienfeiern, wo es dann irgendein Urgroßonkel 329. Grades ("nau, kennst mi leicht nimma?" - na klar, seh' dich ja eh ungefähr jedes zwanzigste Jahr mal) unter umständlichen Verrenkungen aus der abgewetzten, beigen Anzughose hervor holt, zur Freude aller Anwesenden lautstark benutzt, sorgfältig wieder zusammenlegt und unter noch umständlicheren Verrenkungen wieder am ursprünglichen Ort verstaut - das Stofftaschentuch.

In freier Wildbahn wurde ich glücklicherweise noch nicht mit dieser widerlichsten Entsorgungsmöglichkeit für Nasensekret konfrontiert - bis heute. Gerade stelle ich mir die Frage, warum Fußballer beim klassischen Bauernschneuzer immer in Großaufnahme gezeigt werden müssen. Aber natürlich ist so ein Hopp-und-Weg-Entsorgungsvorgang viel weniger grauslich, als sämtliche gesammelten Trophäen den ganzen Tag lang in einem nassen Stofffetzen mit sich rumzuschleppen. Jedenfalls musste ich heute unzählige Male Zeuge dieser, sicherlich gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen auf einmal verstoßenden, Grausamkeit werden. Und zwar mitten im Hörsaal. Und nicht irgendein Mitstudent war der Übeltäter (diesen Wirtschaftlern ist ja ohnehin alles zuzutrauen), nein, Prof. MMag. DDr. XY himself manövriert einen hellroten Stofflappen aus dem Sakko, das vermutlich mehr gekostet hat, als der gesamte Inhalt meines Kleider...nein, blöder Vergleich...als der Inhalt meines Plattenschrankes, verstaut unter abartigen Schneuzlauten seinen Nasenauswurf im roten Stoff und diesen dann wieder im Sakko. Dieser Vorgang wiederholt sich im Laufe von zwei Stunden mehrmals, das hellrote Tuch färbt sich an immer mehr Stellen dunkelrot (deutlich sichtbar!) und ich kann nicht anders, als dieses Schauspiel in einer Mischung aus Angewidertsein und Neugier zu beobachten. (Faszinationsgrad ungefähr so, wie wenn mitten am Schwedenplatz eine Riesenspinne jemandem den Kopf abbeißt)

Jedenfalls stellt sich mir die Frage, wo das alles noch hinführen soll und ich trage jetzt ständig die Vorstellung mit mir herum, dass ich irgendein Klo betrete und dort - anstelle des Klopapiers - ein Handtuch vorfinde. In hellrot.

2 Kommentare:

Georg Cracked hat gesagt…

solange du das Handtuch nicht mit dir herumträgst.

sado hat gesagt…

Das kann ich Douglas Adams nicht antun...